In einem Wohnquartier mit klassischen Villen aus dem Anfang und Mitte des 20.Jahrunderts wirkt das Haus Avalon wie ein Fremdkörper. Auf einem Sockelgeschoss aus Sichtbeton steht sich ein zweigeschossiger Baukörper, der von einem grünen Kleid aus Rankpflanzen umschlossen ist. Die Rankpflanzen wachsen an einen Ranknetz. Zur Strasse hin löst sich das Ranknetz vom Baukörper ab und bildet einen grünen Innenhof. Im Licht der Abendbeleuchtung leuchtet das Grün zur Strasse wie eine Leuchtreklame: „Grün“ ist das Thema des Hauses. Wie das Thema durchdekliniert wurde, erschließt sich erst, wenn man das Gebäude betritt:
Der Empfangsraum sticht aus den Räumen im Sockelgeschoss hervor. Er ist der einzige Raum, den man von der Strasse komplett einsehen kann. Der Empfangsraum ist komplett in weiss gehalten. Eine weisse Treppe führt in die Tiefe des Hauses. Die Breite der Treppe nimmt wie in einem perspektivischen Spiel immer weiter ab. So wirkt die Treppe für das Auge länger als sie ist und der Effekt, dass am Ende der weissen Stufen ein grüner Fleck erkennbar wird, wirkt wie eine Verheißung: ein erster Blick auf das Grün des Gartens.
War der Eingangsraum noch breit und niedrig, so ist der Treppenraum nun schmal und hoch. Blickt man auf dem halben Stufenweg zurück, so sieht man nicht nur zurück auf die Strasse sondern auch auf dem Grünen Innenhof, der auf dem Dach des Empfangsraumes erkennbar wird, und auf den Himmel, der sich nun über der Treppe öffnet. Drei Bilder, die wie drei Szenen eines Filmes unvermittelt nebeneinander stehen.
Am Ende der Treppe betritt man durch eine schmale Türöffnung den Wohn- und Essbereich. Der Raum weitet sich schlagartig auf 16m Breite aus und die Seitenwände öffnen sich winkelförmig. Die Glasfassade gibt einen einen weiten, panoramaartigen Blick auf den Garten frei. Hier stehen alte, charaktervolle Bäume, die erhalten wurden und nun wie Schauspieler auf einer grünen Bühne stehen. Die Glasfassade des Wohnzimmers lässt sich vollständig zur Seite schieben und das Wohnzimmer wird selbst zur Terrasse. Die Schale des Wohnzimmerkamins wirkt nun wie die Feuerstelle eines Lagerfeuers.
Erst von der Gartenseite begreift man, dass das Gebäudevolumen dreieckig ist und dass sich der Garten über das Dach des Sockelgeschosses zieht. Das Gebäudevolumen nimmt die dreieckige Form des Grundstückes auf. Parallel zur Gartenfront liegende Wandscheiben gliedern den Grundriss. So entstehen Nutzungsbereiche (Bereich mit dienenden Räumen, Verkehrsbereich, Wohn- und Schlafbereich), von denen jeder durch seine ganz unterschiedlichen Ausblicke ins Grün eine ganz unterschiedliche räumliche und atmosphärische Qualität besitzt. Das einzige Element, das alle Nutzungsbereiche in Querrichtung durchstößt ist, die anfangs genannte Treppe. Hier durchläuft der Besucher die Bereiche und die unterschiedlichen Ausblicke ziehen wie Szenen in einem Film an ihm vorbei.
Das Haus Avalon ist in jeder Hinsicht ein „grünes“ Haus. Dies beschränkt sich aber nicht allein auf das energetische Konzept des Hauses (aussenliegender Sonnenschutz, Sole-Wasser-Wärmepumpe, Regenwassernutzung etc.) Das Haus ist in räumlich architektonischer Sicht „grün“, denn das Haus ist mit dem „Grün“ räumlich verwoben: das zugestellte Grün, der verheißungsvolle Blick auf das Grün, das grüne Panorama, die Verbindung mit dem Grün, die Bekleidung aus Grün, das ausgestellte Grün, das eingefangene Grün etc. Eine unendliche Variation aus „Grün“. Ein grünes Spiel.