Wie kann sich die Gemeinde mit dem neuen Pfarrzentrum zur Innenstadt öffnen, wie kann sie im Stadtzentrum wahrgenommen werden und wie kann sie Menschen niederschwellig anziehen? Dies ist nicht möglich mit einem Pfarrzentrum, das sich hinter dem alten Pfarrhaus versteckt und das vom Leben an der belebten Fußgängerzone räumlich abgetrennt ist. Ein Pfarrhaus mit allen Nutzungen unter einem Dach ist eine „Großform“, die für zukünftige Entwicklungen sehr unflexibel ist. Das bestehende Pfarrheim ist hierfür ein typisches, abschreckendes Beispiel: Saal-, Bücherei-, Kindergarten- und Wohnnutzung sind in einem Baukörper so miteinander verschmolzen, dass Veränderungen (Teilvermietungen, Teilabbrüche, Umnutzungen etc.) schwierig und aufwendig sind. Vorgeschlagen wird daher ein neues Pfarrzentrum aus 4 Einzelbaukörpern: Büchereicafé, Altes Pfarrhaus, Pfarrsaal und Pastoralbüro. Die neuen Baukörper greifen die Maßstäblichkeit des alten Pfarrhauses auf und gliedern das Außengelände in vier Außenräume: Cafévorplatz, Spielwiese, Kirchplatz und Pfarrgarten. Zwischen den Baukörpern eröffnen sich vielfältige Sicht- und Wegeverbindungen, die auch den hinteren Teil des Pfarrgrundstückes (Kindergarten, Jugendhaus etc.) räumlich an die Fußgängerzone anbinden. Der zentrale Außenraum ist der Kirchplatz. Er ist ein Ort der Begegnung und die Schaltzentrale zwischen Kirche und Pfarrzentrum. An ihm liegen die Eingänge der Gebäude. Im übertragenen Sinne kann man ihn als das „Foyer“ des Pfarrzentrums und der Kirche bezeichnen. Er verknüpft sie miteinander und bindet sie an das Ortszentrum an. Das Büchereicafé erleichtert als niederschwelliger Begegnungsort den ersten Schritt in die Gemeinde. Durch die direkte Lage an der Fußgängerzone wird das Pfarrzentrum noch enger mit dem Stadtzentrum verbunden und rückt unmittelbar an die Straße. Die Bücherei- und Cafénutzung spricht Menschen an, die sonst keinen Bezug zur Pfarrgemeinde haben oder Hemmungen haben, ein Pfarrzentrum zu betreten. Bei einer Tasse Kaffee kommen sie in Kontakt mit Menschen und Themen der Kirchengemeinde. Die Räumlichkeiten des Büchereicafés können ebenso für Vorträge, Kinderkatechesen, Lesungen o.ä. genutzt werden oder als „Kaffeetreff“ nach dem Sonntagsgottesdienst dienen. Vor dem Büchereicafé befindet sich der Cafévorplatz, auf dem man bei gutem Wetter draußen sitzen kann. Das alte Pfarrhaus prägt das Kirchengelände in herausragender Weise. Die drei neuen Gebäude zeigen dem Denkmal städtebaulich und architektonisch ihren Respekt: Sie übernehmen dessen Maßstäblichkeit, sie ordnen sich ihm in ihrer Gebäudehöhe unter und umfangen es „wie mit schützenden Händen“. Zudem übernehmen sie die Materialität des Pfarrhauses: Klinker. Das Pfarrhaus ist seit Jahrzehnten Sitz des Pfarrers und soll dies auch künftig bleiben. Der Pfarrer wohnt im 1. und 2.Obergeschoss und betritt das Gebäude durch einen separaten Eingang auf der Rückseite. Der Raum im Erdgeschoss dient als Multifunktionsraum. Man betritt ihn durch den Haupteingang. Im Multifunktionsraum finden nicht nur gemeindeinterne Nutzungen statt (z.B. Besprechungen mit >20Personen, Gruppenveranstaltungen etc.). Vielmehr bietet die besondere Atmosphäre des historischen Pfarrhauses einen sehr speziellen Rahmen für die Begegnung mit Kulturschaffenden und Bürgern der Stadt. Denkbar sind Kunstausstellungen, „Kamingespräche“, Kammerkonzerte, Lesungen, Podiumsdiskussionen o.ä. Die räumliche Trennung zum Pfarrsaal ermöglicht es, Kunstausstellungen über einen längeren Zeitraum zu präsentieren, ohne dass sie den Veranstaltungsbetrieb im Pfarrsaal stören. Das Pfarrsaalgebäude bildet das Zentrum des innerkirchlichen und gemeindlichen Lebens. Der Eingang zum Foyer liegt unmittelbar gegenüber dem Eingang zur Kirche. Die bodentiefe Fensterfassade des Foyers ist wie ein großes Schaufenster, das die Angebote und das Leben der Gemeinde nach außen präsentiert. Der Große Pfarrsaal lässt sich durch eine mobile Trennwand in zwei kleinere Säle unterteilen. Bei großen Veranstaltungen oder Empfängen kann das Foyer zum Großen Saal dazu geschaltet werden. Aus dem Saal blickt man in den Pfarrgarten und auf den alten Ahornbaum, der schon im Garten des alten Pfarrhauses stand. Bei gutem Wetter lässt sich die Glasfassade des Pfarrsaals zum Pfarrgarten öffnen und dieser kann für Veranstaltungen mitgenutzt werden. Ebenso lässt sich die Glasfassade des Foyers zum Kirchplatz öffnen. Das Pastoralgebäude ist gut sichtbar vom Kirchplatz zu erreichen. Alle Räume mit Publikumsverkehr befinden sich im Erdgeschoss.